@Ron
Ich mag deine Kritik. Sie zeigt, dass du dich vergleichsweise mehr als andere Menschen mit diesen Themen befasst, und das gefällt mir.
Ron hat geschrieben:
Diese Aussage an sich kann ich Dir nicht widerlegen, genauso wenig wie Du mir widerlegen kannst, wenn ich bemerke das Aufmerksamkeit nicht allumfassend innerhalb der Ansammlung von allen Dingen und Nichtdingen, sprich Universum ist, d.h. Unaufmerksamkeit vorhanden ist.
Dass du Aufmerksamkeit nicht allumfassend anwenden kannst, ist eine Folge davon, dass du dich vom Zustand der
Essenz (=Sein, Aufmerksamkeit) in eine vorübergehende Phase der unterscheidbaren
Existenz begeben hast. Existenz bedeutet: Nur dann, wenn sich etwas Konkretes von etwas anderem Konkreten unterscheidet, ist etwas da, was man als existierend bezeichnen kann, wobei es sich bei allen Existenzen um keine festen Dinge oder Gegenstände handelt, sondern um vorübergehende Wirkungen. Diese Wirkungen empfinden wir jedoch als feste Dinge und Gegenstände und geben ihnen unterschiedliche Bezeichnungen wie Betonmauer, Luft, Kühlschrank, Planet, Erdbeere, etc. Ohne diese ”Trennungen“, verstanden als Wirkungen, gäbe es keine Existenzen, keine Eigenständigkeiten. Und das scheinbare Lösen von der Essenz ergibt dann zwangsläufig eine Einschränkung, einen Fokus, der logischerweise nur ganz bestimmte Qualitäten aufzuweisen hat. Demzufolge kannst du (als unterscheidbare Eigenständigkeit) das Universum niemals allumfassend bemerken. Aber du kannst mit Hilfe der Logik Fragestellungen aufwerfen und damit zu den richtigen Schlussfolgerungen gelangen, wobei es eine ganz besondere Herausforderung ist, einen Irrtum als solchen zu entlarven.
Eine solche Fragestellung lautet z.B.:
Wenn du nicht überzeugt bist, dass Aufmerksamkeit jederzeit auf alle Bereiche des Universums ausgedehnt ist, dann bedeutet das, dass du davon ausgehst, es gäbe Lücken im Universum. Solche Lücken wären gleichbedeutend mit Stillstand. Nun kann es aber im Zusammenwirken aller unterscheidbarer Dinge und Kräfte im Universum unmöglich irgerndwo einen Stillstand geben, weil sonst die Verbindung zu Folgewirkungen nicht mehr vorhanden wäre. Zudem könnte man eine solche Lücke niemals nachweisen, da man sie niemals beobachten könnte, weil es da nichts zu beobachten gibt. Beobachtung ist immer nur dann möglich, wenn es die beiden Beteiligten, und zwar den Beobachter sowie das, was er bemerken kann, gleichzeitig gibt. Das heißt: Derart logisch argumentiert kann es unmöglich eine Stelle geben, auf die keine Aufmerksamkeit gerichtet ist. Mit meiner Frage an dich, ob du mir eine solche Stelle zeigen kannst, wollte ich herausfinden, ob du dich mit diesen logischen Fragestellungen über den Zusammenhang und das Zusammenwirken von Allem was ist und warum es keine Lücken geben darf, bereits ebenfalls beschäftigt hast. Nein, das war kein Test, es diente ausschließlich dazu, dich besser verstehen zu können.
Ron hat geschrieben:
Diese Erfahrung sich an allem angehaftet zu finden hatte ich bis her noch nicht und ich wage zu vermuten Du auch nicht. Wobei ich in der Tat schon gern mal in die Verzückung dessen kommen möchte.
Tatsächlich machst du die Erfahrung zu jedem Zeitpunkt, wenn auch "nur" indirekt. Sie ist dir lediglich nicht zu jedem Zeitpunkt gegenwärtig, weil du dich mehr für die ”Trennungen“, sprich, die Vielfalt der Dinge/Wirkungen interessierst. Auch hier lässt sich wieder fragen: Kannst du wirklich ausschließen, dass sich von dem aller entferntesten Elementarteilchen/Wirkung im Universum (welches du selbst nicht bemerkst) absolut keine Verbindung zu dir herstellen lässt?
Ron hat geschrieben:
Jeder Fokus ist nur eine Welle (manche sind höher oder länger, manche tiefer oder kürzer) im Meer und alles ist eigentlich nur Eins. ICH gibt es eigentlich nicht. Diese Behauptungen sind mir ehrlicher Weise etwas zu wider geworden.
Nun, es ist keinesfalls meine Überzeugung, dass es das von dir genannte "Eins" im Sinne einer Zählbarkeit gibt. Jede Vielfalt, deren voneinander unterscheidbare Elemente miteinander wirken, hat zwangsläufig eine fundamental zugrunde liegende Gemeinsamkeit, die eine Vielfalt erst ermöglicht. Humoristisch gesagt: Einheit macht ohne Vielfalt keinen Spaß.
Zudem bin ich davon überzeugt, dass weder der liebe Gott noch sonst jemand zu dir gekommen ist und dir gesagt hat, dass es eine Einheit, ein Eins-Sein, gibt. Du bist Derjenige, der sich diese Einheit denkt mit einem darin enthaltenen Teil von dir.
Um, wie du schreibst, etwas als zu wider zu empfinden, musst du beide Seiten kennen, um unterscheiden zu können, was dir zu wider ist und was nicht. Der Vorgang des Unterscheidens kann jedoch stets nur von einem neutralen Vergleichspunkt aus getroffen werden, der beide Szenarien vollumfänglich umfasst, und von dem aus du sie miteinander in Beziehung setzt. Erst dann ist es möglich, dich entweder für ein Zuwiderfinden oder ein nicht Zuwiderfinden entscheiden zu können. Meine Frage hierzu lautet: Empfindest du dich als weniger vorhanden, wenn du dich für keine der beiden Varianten entscheidest? Oder bist du dann gar verschwunden? Hältst du dich vor dieser Entscheidung gar für unvollständig?
Ron hat geschrieben:
Wie soll ich Aufmerksamkeit benutzen, wenn ich doch nach deinem Standpunkt schon allumfassende Aufmerksamkeit als Essenz bin.
Der Begriff ”benutzen“ meint stets eine Folge. Das heißt: Etwas muss bereits vorhanden sein, um es benutzen zu können. Ist es dir schon jemals gelungen, etwas ohne jegliche Aufmerksamkeit benutzen zu können? Offensichtlich nicht. Daraus folgt: Du bist, verstanden als Aufmerksamkeit, vor jeglichem Benutzen von irgendetwas bereits vorhanden.
Ich verstehe Aufmerksamkeit als ein fundamental zugrunde liegendes Kommunikationsverlangen. Das ist das Tatsächliche, was wir als Leben als Lebendigkeit bezeichnen. Die Umsetzung dieses Verlangens erfolgt durch Ausüben von Aufmerksamkeit in einer jeweils bestimmten Intensität und Qualität, bei der als Ergebnisse die Vielfalt entsteht, die wir überall um uns herum beobachten können und die wir mit dem zusammenfassenden Begriff ”Universum“ meinen.
Alles im Universum, von der allerkleinsten Wirkung der sogenannten Elementarteilchen bis hin zu deren größten Ansammlungen wie Galaxienhaufen, sowie alles was ich hier nicht explizit im Einzelnen aufführen kann, all das agiert und reagiert miteinander und zeigt damit für jeden mehr als deutlich ein kommunikatives Verhalten. Und nun stell dir vor, es gäbe keine Aufmerksamkeit (in welcher Form auch immer) und zwei Dinge/Wirkungen oder Lebewesen wollten sich in irgendeiner Weise kommunikativ zum Ausdruck bringen. Wie sollten sie einander überhaupt bemerken? Wie sollte das gehen?