Ich habe für die kommende Internetseite luziduino.de schon mal eine FAQ geschrieben. Vielleicht beantwortet das schon mal die eine oder andere Frage:
Frage: Worum geht es hier eigentlich?
Antwort: Diese Internetseite ist ein privates, nichtkommerzielles Projekt mit dem Ziel, eine Schlafbrille zu bauen, die in der Lage ist, REM-Phasen zu erkennen und darauf mit einem Signal zu reagieren. Dazu misst ein Accelerometer meine Kopfbewegungen und ein Infrarotsensor meine Augenbewegungen. Sind während der paradoxen Schlafphase (Paralyse des Körpers + REM) bestimmte Bedingungen erfüllt, sendet die Brille via LED Lichtsignale in meinen Traum, die mir helfen sollen, luzide zu werden.
Außerdem ist die Brille (eingeschränkt) in der Lage, Aussagen über die Schlafqualität zu treffen. Sie zeigt Bewegungsmuster von Körper und Augen in den paradoxen bzw. orthodoxen Schlafphasen auf und Verteilungen der Phasen über den Verlauf der Nacht, e.t.c. Peaks in beiden Kurven gleichzeitig können auf eine kurze Wachphasen hindeuten. Ich habe durch die Brille gelernt, dass ich offenbar nur zum Einschlafen auf dem Rücken liege, mich scheinbar immer auf der linken Seite im Tiefschlaf befinde und auf der rechten Seite liegend träume. Ihr werdet erstaunt sein, wenn ihr erst ein paar Eurer eigenen Schlafkurven analysiert habt. Trotzdem nicht vergessen: Ernst zu nehmende Schlafstörungen jedweder Art gehören in die Hände eines Arztes.
Frage: Welche technischen Kenntnisse/ Fähigkeiten benötige ich, um das Projekt nachzubauen?
Antwort:
- Du solltest grundsätzlich mit dem Thema luzides Träumen/ Klarträumen vertraut sein und am Besten auch schon luzide Träume gehabt haben, um zu wissen, wie geil sich das anfühlt.
- wissen, wie man einen Sketch in einen Arduino-Microcontroller und einen ATTiny überträgt und ihn ggf. modifizieren können.
- Dich an einem Lötkolben nicht verbrennen, weil Du ihn am falschen Ende angefasst hast.
- Geduld haben und viel Zeit einplanen.
- Improvisationstalent besitzen. Ich persönlich verwende Akkus von alten Handys bzw. Digitalkameras als Spannungsversorgung. Meinen Mini SDCard-Reader habe ich aus einem alten Tablet-PC ausgelötet. Ich nenne alle Teile mit Namen und möglichen Bezugsquellen. Preise können natürlich variieren und Verfügbarkeiten auch.
Grundsätzlich ist dies ein Langzeitprojekt, kein „Ich kaufe mir einfach die Bauteile, baue alles 1:1 nach und habe ein funktionierendes Gerät“ - Schnellschuss. Hier ist sehr viel Eigeninitiative erforderlich. Positionierung des Infrarotsensors, Konstruktion einer für Dich bequemen Schlafbrille, die (wichtiger als alles Andere!) die Qualität Deines Schlafes nicht beeinträchtigt. Lasst Euch aus meiner Erfahrung mit diesem Projekt vorab gesagt sein: Die Mechanik ist die größte Herausforderung. Verrutschen, Druckschmerz bis hin zum Aufwachen, Materialermüdung. Habe ich alles durch ...
Frage: Welche Kosten kommen auf mich zu?
Antwort: Hängt von der Ausbaustufe ab. Ich habe hier bereits 80 Euro investiert - Wiederbeschaffung durch Ausfall nicht berücksichtigt. Wenn Du Schlafqualität messen willst, benötigst Du zum Aufzeichnen der Kurven einen Mini-SDCard-Slot, Du kannst die Daten aber auch in Echtzeit über die serielle Schnittstelle des Arduino in ein Rechner übertragen. Oder über Bluetooth. Willst Du nur Augenbewegungen messen, kannst Du Dir den Beschleunigungssensor schenken. Ich habe beim Prototyp mit einer Taucherbrille angefangen, vielleicht wäre eine Skibrille besser gewesen. Allein dafür ist von 20 bis weit über 100 Euro alles drin. Beide Sensoren sind rein digital, das spart mir zusätzliche analoge Elektronik und Justage, ist aber eben teurer.
Frage: Ich habe alles nach bestem Wissen und Gewissen aufgebaut. Trotzdem funktioniert es nicht. Was soll ich tun?
Antwort: Das Gleiche, was ich auch getan habe: Es immer weiter probieren. Den Infrarotsensor vielleicht anders positionieren. Du kannst ja anhand der auf der SD-Card gespeicherten Kurven sehen, in welchem Rahmen sich Deine Augenbewegungen abspielen. Die Brille sollte zwar bequem auf Deinen Kopf sitzen, darf aber trotzdem nicht verrutschen, weil sich sonst die über die laufende Nacht „erlernten“ Messwerte verschieben. Die Brille muss außerdem unbedingt lichtdicht sein. Ich hatte Messwerte, die ich mir nicht erklären konnte, bis ich erkannte, dass die Brille nicht 100%ig lichtdicht war und die Leuchtziffern des neben meinem Bett stehenden Radioweckers eingestrahlt haben. Möglicherweise sind Eure Augenbewegungen im Traum weniger ausgeprägt und im Non-REM-Schlaf mehr. Damit ist das Delta geringer. Vielleicht muss der Sketch daher angepasst werden. Vielleicht muss die LED heller blinken oder auch einfach länger. Oder schneller. Hängt auch von Eurer Physis ab. Ich hatte nur mich als (mehr oder weniger) geduldige Testperson
Frage: Welche Gründe haben Dich bewogen, diese Brille zu bauen?
Antwort: Weil ich es kann. Weil es verrückt ist. Weil es Spaß macht. Neugier. Freude am Experimentieren. Außerdem kenne ich kein vergleichbares, käuflich erwerbbares Produkt, das ich auch noch an meine Bedürfnisse anpassen kann.
Frage: Warum über Augenbewegungen und nicht über Gehirnwellen?
Antwort: Der technische Aufwand zur Messung von EEG-Signalen ist viel höher, mit handelsüblicher Elektronik von „Eisen-Meyer“ um die Ecke kaum zu bewerkstelligen und entsprechend teurer als EOG. EEG-Signale bewegen sich im Nano- bis Mikrovoltbereich und sind dementsprechend anfällig für Störsignale. Um die einzelnen Gehirnwellen zweifelsfrei zu identifizieren, sind aufwendige Filter vonnöten und Gel-Elektroden - der Infrarotsensor ist hingegen "kontaktlos". OpenEEG ist ein solches Projekt und bei Kickstarter habe ich ein Crowdfunding-Projekt namens OpenBCI gesehen, das sicher seinen Siegeszug antreten wird, aber 400 Dollar kostet. Ich habe mich lange mit einem Mindflex beschäftigt, um schließlich herauszufinden, dass es wirklich das ist, als was es MATTEL verkauft hat: Ein Spielzeug. Da half auch der „16-Bit Patch“ nichts.
Frage: Versuchst Du mit der Schlafbrille, mentales Training durch Technik zu ersetzen?
Antwort: Der Erfinder der Schlafbrille, Stephen LaBerge schrieb bereits in den Achtzigern, dass die von ihm erdachten Schlafbrillen („Dreamlight“ und „Novadreamer“) das mentale Training nicht ersetzen können. Das ist auch mein Anspruch, denn anders kann es auch nicht funktionieren. Wenn ich in meinem Traum ein blinkendes Licht sehe, baue ich es ohne entsprechendes Training einfach in meinen Traum ein. Da mein kritisches Bewusstsein im Traum abgeschaltet ist, findet unser Unterbewusstsein immer eine „natürliche“ Erklärung dafür. Es ist dann einfach nur das Leuchtfeuer eines Turms, eine blinkende Signalanlage, ein flackerndes Feuer, der Blitz eines Gewitters, e.t.c. Somit kommt der Schlafbrille genau genommen nur die Funktion einer „Gehhilfe“ zu und für mehr ist sie auch nicht gedacht: Als Unterstützung zu den bekannten Klartraum erreichenden Techniken wie Achtsamkeit, kritisches Bewusstsein schärfen, Reality-Checks, Autosuggestion, WBTB, u.a.
Frage: Ich habe meinen eigenen Arduino-Sketch geschrieben. Meine Brille ist viel bequemer. Es gibt einen günstigeren Infrarotsensor.
Antwort: Teile Deine Ideen. Auch gerne Fotos, Diagramme, Logs, Weiterentwicklungen, Beschaffungsalternativen. Mach Deine eigene Webseite auf und schick mir den Link. Alles, was Du zu teilen bereit bist und weiterhilft. Mir und allen interessierten Lesern.
Frage: Hast Du vor, die Brille noch um weitere Funktionen zu erweitern?
Antwort: Wenn mir welche einfallen, die mir nützlich erscheinen. Ich hatte mal überlegt, zusätzlich ein winzig kleines Mikrofon anzuschließen. Ich kann mir dann zwar nicht direkt beim Schnarchen zuhören, sehr wohl aber, ob ich Geräusche während des Schlafes produziere.
Frage: Schlafforschern ist es mit hoher Verlässlichkeit reproduzierbar gelungen, mithilfe einer über Kopfelektroden induzierten Frequenz von 40 Hertz luzide Träume auszulösen. Ist das auch für Dich interessant?
Antwort: Wahrscheinlich werde ich auch dahingehend experimentieren. Trotzdem werde ich keine Anleitung dazu veröffentlichen, wie jemand seinen eigenen Kopf grillen kann.