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Geschichten

Verfasst: 09.12.2013, 23:14
von Mey
Hallo Leute,

manchmal schriebe ich gerne Geschichten, manchmal sehr spontan manchmal lange manchmal kurze.
Wie auch immer, vor ein Paar Monaten schrieb ich eine Geschichte, die ein wenig an meinem Albtraum orientiert ist. Und möchte sie mit euch Teilen.

Vielleicht findet sich ja der ein oder andere der auch gerne schreibt.
Bella


Klara hatte Fieber, es schüttelte sie, ihre Zähne klapperten, sie fror. Bella ihr Jack Russel Terrier schmieg sich besorgt an den Körper ihres Frauchens.
Klara streichelte Bella zärtlich über den Kopf und kraulte sie hinter den Ohren. Es war schon spät und ausnahmsweise durfte Bella im Bett von Klara schlafen.
Beide kuschelten sich aneinander. Klara versuchte ein wenig zu schlafen aber sie fand nicht die Ruhe dazu. Immer wieder wälzte sie sich umher, schüttelte ihr Kissen auf und schniefte in ein Taschentuch.
Ja so eine Grippe war nichts was man mal eben so aussaß.
Irgendwann döste Klara ein. Sie schlief unruhig, träumte von einem seltsamen Ort den sie noch nie gesehen hat, dunkel im Nebel liegend.
Dann wachte sie auf. "Tick! Tick! Tick!" Klaras Herz pochte schneller, ein Geräusch das sie nicht zuordnen konnte. Als ob Metall auf Metall schlug. Klara blieb wie gelähmt liegen. Bella lag ruhig neben ihr. Waren es Einbrecher? Zur Winterzeit war die Einbruchsrate ziemlich hoch. "Tick! Tick! Tick!" es hörte nicht auf. Klara schaute ängstlich zur Schlafzimmertür.
Dort stand er.
Ja sie war sich sicher das es ein Er war.
Groß, der Kopf berührte den Türrahmen, schlank, unheimlich.

Klara lag wie in Ohnmacht im Bett. Sie war wie Paralysiert.
Der Mann kam immer näher, sie erschauderte, dachte nun sei es vorbei. Doch umso näher er kam umso mehr verschwand seine Silhouette zu einem schwarzen Nebel.
Er beugte sich runter, kein Gesicht, nur den Umriss aber sie wusste: Er sah sie an!
Klara wollte schreien, brachte aber keinen Mucks heraus, nur ihren Mund machte Sie auf, der Schrei erstickte im Dunklen. Der Schattenmann erhob seine Hand. Hielt sie vor Klaras Gesicht.
Dann war der Spuk vorbei.
Klara machte das Licht an, stand auf, streckte ihre Glieder und verschwand im Badezimmer.
War es ein Traum? Es kam ihr so real vor.
Die Angst klebte an ihr.

Die nächste Nacht war Klara besser vorbereitet. Noch immer vom Fieber gequält, ließ sie das Nachtlämpchen neben ihrem Bett an. So fühlte sie sich sicherer. Bella lag zusammen gerollt neben ihr im Bett, sie zuckte im Schlaf mit ihrem Pfoten. Klara lächelte und streichelte ihre Hündin sanft.
Auch diese Nacht schlief Klara wieder sehr unruhig.
Sie wälzte sich herum, träumte von dem Ort der vorherigen Nacht, träumte von einem einsamen Mann der durch die Straße des Ortes lief, mit einem Schwarzen Mantel, einem großen Schlapphut und einem Gehstock.
"Tick! Tick! Tick!" das Geräusch ertönte erneut.
Klara wachte auf. Das Nachtlämpchen war aus. Wieder lag sie wie gelähmt da. Sie versuchte Bella zurufen doch ihre Stimme versagte.
"Tick! Tick! Tick" Metall auf Metall.
Langsam schaute sie zur Schlafzimmertür. Wie erwartet stand dort der Schattenmann. Klara bekam schreckliche Angst. Sie versuchte sich zu bewegen, aber ihre Muskeln Versagten.
Der Mann kam näher, er schwebte regelrecht. Er beugte sich herunter, Angesicht zu Angesicht.
Dann streckte er seine Schattenhände aus und legte sie um Klaras Hals. Klara röchelte, sie hatte Todesangst.
Der Schattenmann drückte zu. Klara rang um Atem, sie versuchte zu schreien aber es war vergebens.
Wieder war sie wie Paralysiert. Vor lauter Angst entleerte sie ihre Blase.
Plötzlich war der Spuk vorbei. Klara rang um Atem. Sie setzte sich auf machte das Nachtlicht an. Hielt ihre Hände an den Hals. Bella erwachte und leckte besorgt Klaras Wange.

In der dritten Nacht war Klara mehr als ängstlich. Ihr Fieber war zwar gesunken, sie fühlte sich stärker aber die innere Angst war da und zerfraß sie.
Niemanden hatte sie von den letzten Nächten erzählt, sie wollte nicht als verrückt gelten. Wer würde ihr schon glauben?
Bella freute sich wieder eine Nacht bei ihrem Frauchen im Bett zu verbringen.
Schwanzwedelnd sprang sie ins Bett und rollte sich ein.
Klara hatte sich vorbereitet.
Am Nachmittag hatte sie im Internet recherchiert.
Alles über Spukgestalten, Poltergeister und Nachtschrecken gesammelt und alles mögliche getan um diesen Schatten fern zuhalten.
Ein Kreuz hing nun über den Türrahmen, Salz streute sie vor die Tür, einen Rosenkranz hielt sie in der Hand.
Ja sie war gut vorbereit.
Diesmal legte sie sich auch nicht hin, sie versuchte im Sitzen zu schlafen. Ihn zu erwarten. Zu verscheuchen.

Nur Zwei Stunden später döste Klara ein.
Sie träumte wieder von dem Ort, der Nebel lag schwer über das Dorf. Der Mann mit dem Schlapphut lief langsam durch die Gassen. Er schaute in die dunklen Fenster der Häuser, lächelte und ging weiter. Jeden Schritt den er machte wurde von einem "TICK!" begleitet. Ausgelöst von seinem Stock.
Klara stand dort, schaute auf den Mann und war wie versteinert. Sie wusste das sie träumte, sie musste wach werden. Schnell.
Doch sie war wie versteinert.
Sie zitterte vor Angst, innerlich.
Der Mann kam immer näher.
Unaufhaltsam. Klara kämpfte gegen sich an. Wach auf! scholt sie sich. Wach auf!
Nur eine Handbreit entfernt stand der Mann mit dem Schlapphut, sie roch seinen fiesen Atem, wachte sie auf.
Ihr Zimmer war Dunkel. Klara wie gelähmt, aber sitzend.
Sitzend ist gut, dachte sie sich. Sie versuchte sich zu bewegen, wenigstens zu Pfeifen damit Bella wach wurde, aber es passierte nichts.
Dann hörte sie das Geräusch. "Tick! Tick! Tick!"
Klara bekam Todesangst. Diesmal würde er sie holen.
Der Schattenmann war da um sie zu töten.
Gebannt schaute sie auf die Tür.
Dort stand er. Langsam kam er auf sie zu. Klara fing an mit sich zu kämpfen. Sie versuchte ihre Finger zu bewegen. Ihre Lippen zu einem Schrei zu formen.
Irgendwas.
Der Schattenmann kam immer näher. Er beugte sich herunter, hielt seine Klauen vor ihr Gesicht.
In dem Moment, Klara hatte Todesangst, fingen sich ihre Arme an zu regen.
Klara brach in Schweiß aus, nahm ihre ganze Kraft und schwang ihre schwachen Arme um den Hals des Mannes, überrascht stoß er ein "Oh!" aus, Klara warf ihn mit Leichtigkeit, die sie selbst überraschte neben sich auf das Bett. Ein Schattenwesen wog wohl nichts.
Sie spürte ein Kribbeln im ganzen Körper. Eine Kraft, ein Todeskampf.
Der Schattenmann began sich zu wehren. Er öffnete seinen Mund und Klara sah nun endlich richtige Konturen. Spitze Zähne, eine Lange Blutrote Zunge, feurige Augen.
Geistesumwoben nahm sie ein Kissen und legte es auf sein Gesicht. Klara drückte zu. Der Schattenmann wehrte sich, drehte sich wie ein Wurm unter dem Kissen hin und her.
Jaulte, wie ein Wesen aus der Hölle.
Dann verschwand der Mann.
Klara weinte vor Freude. Sie hatte überlebt.
Vor lauter Erschöpfung schlief sie ein.
Am nächsten Morgen wachte sie erfrischt auf. Sie fühlte sich gut, ihr Fieber war merklich gesunken, ihre Gliederschmerzen verschwunden und auch die Angst der letzten Nächte war weg. Neben ihr brannte das Nachtlicht.
Ihr kam alles vor wie ein Schlechter Traum. Der Schattenmensch, so unreal, fast lächerlich.

Munter drehte sie sich um zu ihrem Hund Bella.
Doch dann erstarb ihre gute Laune.

Bella lag reglos unter ihrem Kissen.

Geschichten

Verfasst: 10.12.2013, 17:28
von magdreamz
Klasse Geschichte Meylana :-) (Y) (Y)

Der SP-Teil war etwas versteckt, aber konnte man gut herauslesen. :-)

Auch die Emotionen und Beschreibungen, die du verwendet hast sind spannend gewesen :!:

.. achja und das Ende war ja voll der Schocker-Moment! :shock: :shock: :D

Geschichten

Verfasst: 10.12.2013, 17:59
von Kirschbaum
Noch besser wäre gewesen, wenn Klara hätte dran glauben müssen, nicht Bella. :P Wenn du weitere Kurzgeschichten hast, nur her damit. :-)

Geschichten

Verfasst: 10.12.2013, 18:49
von maRC
Hammer Geschichte. Die merkwürdige Gestalt die immer wieder erschienen ist, erinnert mich an den Besucher beim WILDen, da Klara ja auch paralysiert war :D

Hehe komisch, hier im KT-Forum gibt es noch gar nichts dazu :D

Als Hintergrundinformation --> [External Link Removed for Guests]

Klasse Geschichte Mey und schade um den armen Hund :/

Geschichten

Verfasst: 10.12.2013, 19:32
von Mey
Danke fürs lesen, das freut mich das die Geschichte euch gefällt. Mir fiel sie spontan ein nachdem "Der Besucher" bei mir war , aber keine Sorge ich habe keinen Hund ( getöTet) noch ähnliches wie bei Klara erlebt . :-) das war einfach nur zum Ausschmücken.

Kirsche: Ja hatte auch erst daran gedacht die Geschichte weiterzuschreiben, und Klara nunja... 8-) mir fallen noch weitere Teile zu der Geschichte ein.

Ja schade das Bella sterben musste, aber Marc, anfangs wollte ich Bella nicht als Hund darstellen sondern als Kind .

ich denke ich werde die Geschichte sogar weiterschreiben :)


und Der Besucher, das wäre mal ein Thread für hier oder Marc? ;-p

Geschichten

Verfasst: 10.12.2013, 19:36
von maRC
Ja schade das Bella sterben musste, aber Marc, anfangs wollte ich Bella nicht als Hund darstellen sondern als Kind .
Das wäre noch eine Nummer krasser :O
und Der Besucher, das wäre mal ein Thread für hier oder Marc?
Auf jeden Fall ;)
Kann ich morgen kurz was zu schreiben ^^

Geschichten

Verfasst: 10.12.2013, 20:06
von Mey
Naja Marc ein Kind hätte ich nicht umgebracht :) so oder so ich bin gespannt auf deinen Text / thread morgen :-)

Geschichten

Verfasst: 11.12.2013, 08:53
von DreamState
Hab noch nie was von diesem ominösen Besucher gehört :) Klingt für mich eher wie ein aufgebauschter Mythos :D Einfach ne Halluzination die mal wer hatte und jetzt verbreitet es sich und jeder will ihn gesehen haben.

Erwartungen beeinflussen sicher auch unsere hypnagogen Halluzinationen also kommt der Besucher auch, wenn man es nur fest genug erwartet... :)

Geschichten

Verfasst: 11.12.2013, 12:58
von Mey
Naja ein Mythos ist es für mich nicht, den als ich diesen Besucher sah ( erträumte ) wusste ich weder was von SP noch KTs noch von irgendwelchen Hypnagogen Halluzinationen. ;-p

Es war ganz einfach nur ein Traum für mich den ich wohl mit mehreren Leuten teile / erfahrungsmässig.

Geschichten

Verfasst: 11.12.2013, 13:11
von DreamState
Zitat aus maRCs Link:
Ihr kennt sicher "den Besucher"
Das ist ja der, der häufig beim WILDen auftaucht, wenn man gerade in den Luziden traum geht.
DAS klingt für mich so, als wäre der Besucher etwas "allgemein gültuges" :)

Geschichten

Verfasst: 11.12.2013, 14:16
von Mey
Achso habe deinen Post irgendwie falsch verstanden... Ich stimme dir zu DS, wenn man so liest was andere so "Sehen" erinnerte mich das oft an Geistergeschichten ;)

Trotzdem würde mich Marcs Thread Idee interessieren. Allein schon weil es wohl oft Menschen gibt, ob jetzt "rein gesteigert" , wo der Besucher kommt beim Wilden.

Ich weiss ja das es nur ein Traum / Traumbild ist.

Geschichten

Verfasst: 11.12.2013, 17:11
von maRC
Bitte sehr: [Link entfernt, da Thema nicht mehr vorhanden :( ]

Ich hoffe ihr seid jetzt nicht enttäuscht :lol: (Y)

Geschichten

Verfasst: 04.01.2014, 11:45
von Bewusstes Sein
Eine echt tolle Geschichte Mey, deine Bücher würd ich kaufen :lol: (Y)
Dilas erzählt auch mal etwas über nebelige Astralgestalten die er im halbwachen wahrnahm, seine Freundin erzählte von 2 personen die sie wahrnahm, ein Mann und scheinbar der Sohn, sie war der annahme das der Vater dem Sohn zeigen wollte wie man mit ihrem Astralkörper "Astralsex" macht.

Das Schattenwesen beschrieb mir ein anorganisches Wesen, was ich von Carlos Castaneda kenne...
Don Juan meinte man müsse unbedingt gegen ihn kämpfen und ihn auf den Boden drücken, und ihn nicht wieder los lassen um ihn als Verbündeten zu haben^^
Der Lehrer von Juan hatte ein großes Wesen mit einem Fischkopf und einem Auge, mit dem er Juan immerwieder einschüchterte...

coooole Geschichte nochmal, danke :-) (Y)

Geschichten

Verfasst: 18.03.2014, 20:20
von Andi1234
OHHH ich hab da auch ne Geschichte die ich gerne Teilen möchte :) (selber geschrieben! ;))
Gedanken eines verschwundenen Kindes
Bild zur Geschichte: [External Link Removed for Guests]
Es ist wieder da – dieses Grummeln, das den ganzen Wald erfüllt. Auch wenn ich schon fast die Kontrolle über mich verloren habe, kann ich doch begreifen, was mit mir geschieht. Schon seit Tagen suche ich vergebens nach Licht doch das einzige, was mich erfüllt, ist pure Wut und Finsternis. Ich weiß nicht, woher diese Wut kommt. Sie ist einfach da und macht meinen Tag noch düsterer. Ich schaue nach links, nach rechts, nach vorne, doch auch hier – nur Finsternis.
"Laufe ich immer nur im Kreis oder ist dieser Wald unendlich?" Diese Frage stelle ich mir nun schon seit Tagen. Naja, seit dem ich auf dem Waldboden aufgewacht bin, ohne zu wissen wer und wo ich bin. Meine Hände waren Blut verschmiert und ich lief so schnell ich konnte ins Nirgendwo in der Hoffnung nach dem Ende dieses Waldes. Ich hätte meine Kräfte sparen sollen. Aber ich hätte ja nicht wissen können, dass ich jetzt nach einer Woche immer noch hier herumirre.
Immer nur das selbe Waldbild, das mich wie meine Angst umhüllt. Ich höre zwei Schritte – immer und immer wieder. Ich weiß, sie sind von mir, doch es scheint, als wären sie von einer anderen Person. Mein starrer Blick richtet sich immer nach vorne und ich hoffe, mit jedem neuen Schritt das Ende dieses Waldes zu entdecken. Der Nebel, der den gesamten Waldboden bedeckt versperrt mir meine Sicht so das ich nur ein paar Baumreihen weit schauen kann.
Plötzlich wird der Nebel vor mir immer dunkler, je mehr ich mich in ihm bewege, bis ich vor einer hell grauen Wand stehen bleibe. Sie ragt aus dem Boden und erstreckt sich immer weiter nach oben. Soweit nach oben, dass der Nebel das Ende unsichtbar macht. Als würde sie unendlich in den Himmel reichen. Ich berühre erleichtert die kalte Sandsteinmauer und lasse mich zu Boden fallen. Mein Blick richtet sich in Richtung Himmel, der immer noch von Nebel versperrt ist. Ich schließe die Augen und überlege. Endlich habe ich es geschafft. Nach einer Woche laufen, laufen und laufen habe ich endlich etwas von Menschenhand Erschaffenes gefunden.
Plötzlich höre ich Schritte, die hinter der Mauer wegrennen. Überrascht richte ich mich schnell wieder auf und laufe um die hohe und relativ breite Mauer herum. Zwei Schattengestalten verschwinden zu meiner Enttäuschung im Nebel. Als ich die letzten Schatten sich im Nebel bewegend sehe, spüre ich wieder dieses Gefühl von Verlassenheit und Einsamkeit - dieses grausame Gefühl zu wissen, dass keiner da ist, der einem helfen könnte. Oder? Bin ich doch nicht alleine?
Als ich mich umschaue, erkenne ich, dass ich in einer großen zerstörten Kirche stehe. Zerstört – deswegen konnte ich auch um die Mauer laufen. Sie...sie war zerstört. Als ich meinen Kopf nach oben hebe, kann ich die Decke nicht sehen, da der Nebel sie verdeckt. Neben dem halb zerfallenen Steinbrocken, der wahrscheinlich mal der Altar war sehe ich etwas auf dem Boden liegen. Es blendet mich. Während ich mich dem Etwas nähere, hallen meine Schritte gegen die Wände. Nach einiger Zeit entdecke ich, meinen Blick immer auf den Gegenstand gerichtet, dass es eine Art Dolch ist, ein Handmesser, jedoch nicht zum Brote schmieren, nein – es ist mit Blut verschmiert. Nicht total voll mit Blut, nur ein wenig verschmiert. Das Blut ist schon getrocknet doch mir wird trotzdem schlecht.
Noch voller Verwirrung drehe ich mich um und will nach einem Menschen hier in dieser Ruine suchen.
Moment. Will ich das wirklich? Ich meine, hinter mir liegt ein großes Messer voller Blut und ich will hier nach einem Menschen suchen, der vielleicht ein Mörder ist? Doch da ist die Neugier wieder und zwingt mich dazu. Seit nun schon einer Woche irre ich hier im Wald herum und ernähre mich von ab und zu auftauchenden Beeren. Eine Woche. Und jetzt habe ich die Chance, auf einen Menschen zu treffen, der mich vielleicht aus diesem Albtraum aufweckt...vielleicht. In Momenten wie diesen, in denen die Hoffnung das letzte ist, an das man sich noch klammern könnte, da siegt die Neugier. Also beschließe ich weiter zu gehen. Rechts von mir sehe ich ein Loch im Boden – eine massive Steintreppe. Als ich hingehe und hinunter steigen will, merke ich, dass ein paar Stufen schon auf den Keller-Boden der Kirche gefallen sind. Es wäre gefährlich hinunter zu gehen. Die übrigen Treppenstufen könnten unter meinem Gewicht auch noch zu Boden fallen. Doch da ist wieder die Neugier, die mich quält, bis ich das tue, was sie sagt. Also beschließe ich hinunter zu gehen. Man kann noch von den erhaltenen Treppenstufen auf die nächsten hüpfen und so nach unten gelangen.
Ich hüpfe auf die dritte Treppenstufe, da die erste und die zweite schon kaputt sind. Zum Glück hält mich diese Treppe und ich hüpfe gleich motiviert weiter zur nächsten. Krach! AHHHH!
Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein? Ich lenke meine Aufmerksamkeit meinem linken Bein zu, das ungesund gekrümmt unter einem Stein liegt. Erst jetzt bemerke ich den unerträglichen Schmerz, der nun meinen gesamten Körper füllt. Er wird so unerträglich, dass ich laut anfange zu schreien. „Hilfeee!“ Doch wie erwartet schreie ich ins Leere. Ich bekomme den Steinbrocken einfach nicht von meinem Bein!... Es ist Sinnlos. Nun Entdecke ich, dass ich mich in einem kleinem Raum befinde. Am Ende des Raumes ist eine Stahltür.
War das das Ende? Unwissend aufgewacht, mitten im Wald und unwissend leidend gestorben? In irgendeinem Wald in irgendeiner Kirchenruine in einem Keller einfach so? Nein, jetzt wollte ich nicht sterben. Also nehme ich all meine Kraft zusammen und versuche, den Stein von meinem Fuß zu rollen. Ich schaffe es, ihn ein wenig zur Seite zu schieben, doch nun werden die Schmerzen noch größer.


Zwei Tage sind nun vergangen und ich liege immer noch eingeklemmt auf dem Boden. Den Schmerz spüre ich schon gar nicht mehr. Was mich nun mehr beschäftigt ist die Kälte. Ich kann meinen ganzen Körper schon gar nicht mehr bewegen. Das beste wäre es wahrscheinlich, wenn ich einfach die Augen schließen, einschlafen und niemals mehr aufwachen würde. Jetzt ist es vorbei. Ich gebe auf.
Nach einer Weile höre ich Schritte. Ich weiß, ich bin nicht mehr zu retten, doch ich bin trotzdem froh, dass hier jemand ist und ich nicht alleine und abseits von irgendeinem Lebewesen sterbe. Ich höre nur noch dumpf, wie die Stahltür am Ende des Raumes aufgebrochen wird und jemand auf mich zu kommt. Mit wortwörtlich aller letzter Kraft öffne ich die Augen,
doch ich sehe nur noch eine Schattengestalt vor mir. Sie hebt ihren Arm hoch. Sie hat irgendetwas in der Hand, das mich ein wenig blendet. Der Schatten wartet in dieser Position noch ein wenig, neigt den Kopf, holt aus und...